Die Welt der Alternativ-Therapien

Naturheilmittel in der Krebstherapie – Eine sinnvolle Ergänzung?

In der fünften Folge unserer Serie »Die Welt der Alternativ-Therapien« erklärt Ihnen Dr. med. Isabel Bloss, welche Wechselwirkungen zwischen Naturheilmitteln und schulmedizinischer Krebstherapie bestehen.

04.02.2024

Naturheilmittel in der Krebstherapie – Eine sinnvolle Ergänzung?  | Therapie Krebstherapie Naturheilkunde Homöopathie Vitamine Ernährung Bewegung Alternativ-Therapie

Naturheilmittel bei der Krebstherape – förderlich oder schädlich?

Die Mehrzahl aller Krebspatient*innen in Deutschland nimmt sie: Naturheilmittel, Pflanzenextrakte und Nahrungsergänzungsmittel. Auch aus meiner Praxiserfahrung weiß ich, dass die meisten Krebserkrankten unter meinen Patient*innen zusätzlich zur Schulmedizin Unterstützung in der Alternativmedizin suchen. Die Frage ist allerdings, ob die in Form von Tabletten, Säften und Elixieren angebotenen und meist frei verkäuflichen Heil- und Nahrungsergänzungsmittel für die Gesundheit förderlich sind oder ob sie nicht auch erheblichen Schaden anrichten können.

Leider teilen viele Krebspatient*innen ihren behandelnden Onkolog*innen nicht mit, dass sie Vitamine, Mineralstoffe, Homöopathika oder Pflanzenextrakte einnehmen. Ob aus Sorge darüber, belächelt oder kritisiert zu werden, oder schlicht, weil sie es vergessen oder als unwichtig erachten. Dabei ist diese Information für die Behandler*innen der meisten onkologischen Erkrankungen mit entsprechenden Therapien wie Strahlen-, Chemo- und/oder Hormontherapie sehr wichtig: In vielen Fällen gibt es bei der Einnahme von Naturheilmitteln Wechselwirkungen, die sogar dazu führen können, dass sich die Wirkung der schulmedizinischen Krebstherapie abschwächt.

Unerwünschte Wechselwirkungen

Zum Beispiel bestätigte eine 2019 im Journal of Clinical Oncology veröffentlichte Studie die Vermutung, dass die Verwendung einiger Nahrungsergänzungsmittel, vor allem vor oder während der Chemotherapie, mit einer erhöhten Rückfall- und Sterberate verbunden sein könnte. Leidet jemand unter einem nachgewiesenen Mangel an Nährstoffen und Vitaminen, ist dieser natürlich zu beheben. Ansonsten sollte vor allem von diesen Naturheilmitteln abgesehen werden:

  • Vitamin A und B-Vitamine: Die Einnahme führt möglicherweise zu Wechselwirkungen zwischen Chemotherapie und Nahrungsergänzung, etwa mit der Folge, dass der oder die Patient*in weniger gut auf die Chemotherapie anspricht.
  • Eisen: Die Einnahme kann während einer Chemotherapie das Rückfallrisiko erhöhen.
  • bestimmte Heilpflanzen und sogenannte Immunstimulanzien: Vor allem die Einnahme von rotem Sonnenhut (Echinacea) ist kritisch zu sehen, insbesondere bei einem Lymphom.
  • Johanniskrautextrakt: Die Einnahme schwächt die Wirkung von Tamoxifen in der Hormontherapie von Brustkrebs ab und kann die Gefahr eines Rückfalls erhöhen.

Rücksprache dringend empfohlen

Jeder Tumor ist anders und deswegen verläuft auch jede onkologische Erkrankung beziehungsweise Chemotherapie anders. Deshalb empfiehlt sich die Rücksprache mit behandelnden Onkolog*innen beziehungsweise onkologisch weitergebildeten Naturheilmediziner*innen, ob im speziellen Fall eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein kann und in welcher Dosis. Das gilt für die Zeit während einer Strahlen- oder Chemotherapie genauso wie für die sich daran gegebenenfalls anschließende medikamentöse Therapie.

Ernährung während der Krebstherapie

Meinen an Krebs erkrankten Patient*innen rate ich in erster Linie dazu, ihre Ernährung zu verbessern, sodass sie alle Nährstoffe erhalten. Das bedeutet gerade in der Zeit während der Krebserkrankung vollwertig und gut zu kochen, wenig bis keine Fertigprodukte zu verwenden, möglichst viel Gemüse und Obst zu essen und das gesunde Essen vor allem auch zu genießen. Sogenannte Krebsdiäten sind nicht sinnvoll, da dem Körper oft Nährstoffe entzogen werden, die er während einer belastenden Strahlen- oder Chemotherapie benötigt. Stattdessen empfehle ich:

  • Verzicht auf Zucker, Weißmehl, tierische Fette und Proteine in hoher Dosis
  • Kraftsuppen, die eine pflanzliche Basis (Gemüse-Essenz) haben oder auch aus magerem Bio-Geflügel- beziehungsweise Bio-Rindfleisch gekocht werden (mehr zu Kraftbrühen und Rezepte finden Sie in BIO 6/21 »)
  • klassisches Haferporridge am Morgen wirkt stärkend und steuert krebshemmende Betaglucane bei

Bewegung

Auch die Bewegung an der frischen Luft ist ein wunderbarer Immunbooster – gerade während einer Strahlen und/oder Chemotherapie. Empfehlenswert sind hier drei bis vier Einheiten pro Woche mit jeweils 30 bis 40 Minuten Bewegung, möglichst aus dem Ausdauerbereich. Gartenarbeit reicht hier nicht aus, vielmehr sollten Nordic Walken, leichtes Joggen, Schwimmen oder Radfahren auf dem Plan stehen. Mittlerweile gibt es viele Belege dafür, dass Bewegung (etwa bei Brustkrebs) ähnlich wirkt
wie ein Medikament – und das völlig kostenlos, ohne Nebenwirkungen und jederzeit anwendbar.

Text: Dr. med. Isabel Bloss
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (mh)

Porträt von Dr. med. Isabel BlossDr. med. Isabel Bloss » ist Ärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilmedizin, anthroposophische Medizin sowie Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Sie ist in eigener Praxis in Ettlingen tätig, seit 2021 berät und behandelt sie Erwachsene, Kinder und Jugendliche auch online. Außerdem arbeitet sie als freiberufliche Medizinjournalistin und Fachautorin. Diese Kolumne schreibt sie im Wechsel mit Prof. Dr. Andreas Michalsen », Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin.

Sie möchten mehr über verschiedene Therapie-Arten lernen? Alle Folgen unserer Serie »Die Welt der Alternativ-Therapien« finden Sie hier ».

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