Naturheilkunde

Immunsystem stärken mit der Kraft der Naturapotheke

Das Immunsystem, das Abwehrsystem unseres Körpers, schützt uns vor fremden Stoffen und Krankheitserregern. Die Naturheilkunde hat Tipps und Tricks, wie Sie Ihr Immunsystem stärken und wieder aufbauen können – besonders wichtig nach einer Corona-Erkrankung.

31.01.2023

Immunsystem stärken mit der Kraft der Naturapotheke | Immunsystem Vorsorge Naturheilkunde Gesundheit

Das Immunsystem stärken mit den Kräften der Naturheilkunde – BIO erklärt Ihnen die Wirkung folgender alltagstauglicher Maßnahmen:

Was ist das Immunsystem?

Kaltes Wetter, fehlendes Sonnenlicht – der Winter fordert unser körpereigenes Abwehrsystem besonders heraus. Um uns vor Viren und Bakterien zu schützen, findet ein komplexes Zusammenspiel von miteinander kommunizierenden Zellen, Signalstoffen und Geweben in unserem Körper statt. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es den Körper gegen Krankheitserreger schlechter schützen.

Wie kann man sein Immunsystem schützen und stärken?

Ein starkes und einsatzbereites Immunsystem setzt voraus, dass wir uns wohl fühlen, zufrieden sind, uns ausreichend bewegen, gesund essen und gut und ausreichend schlafen.

Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann naturheilkundliche Maßnahmen zur Abhärtung ergreifen. Je einfacher Sie diese in Ihren Tagesablauf integrieren können, desto regelmäßiger werden Sie diese Immunsystem-Booster auch anwenden. BIO stellt Ihnen sieben Maßnahmen vor, die Sie einfach in Ihren Tag einbauen können.

1. Vor dem Frühstück: Ölziehen/Ölkauen

Das Ziehen, Kauen oder Spülen mit Sonnenblumenöl stammt vermutlich aus der ukrainischen Volksmedizin. Beim »Ölziehen« wird ein Teelöffel bis ein Esslöffel Sonnenblumenöl (oder ein anderes reines Pflanzenöl) im Mund für etwa 10–15 Minuten durch die Zähne gesogen. Das Öl emulgiert mit der Zeit, es wird weißlich und dünnflüssig. Nach dem Ausspucken muss die Mundhöhle gründlich mehrmals mit Wasser gespült werden. Auch eine Reinigung der Zähne mit der Zahnbürste ist sinnvoll. Die Spülung wird am besten morgens vor dem Frühstück vorgenommen. Wenn man das nicht schafft, ist es immer noch besser, im Laufe des Tages oder abends die Anwendung durchzuführen als gar nicht.

Die Mundhöhle stellt die wichtigste Pforte für Krankheitserreger aus der Umwelt dar. Eine Vielzahl von Mikroben ist hier vorhanden, bei jedem*r von uns. Das Öl vermag als Fett zunächst die fettlöslichen Erreger und ihre Stoffwechselprodukte zu binden. Durch die Bewegung des Öls werden Zähne und Zahnfleisch einschließlich Zahnfleischtaschen mechanisch gespült. Daneben verwandelt sich das Öl allmählich in eine Emulsion, ein Wasser‐Fettgemisch. Nun ist es in der Lage, auch wasserlösliche Erreger, deren Stoffwechselprodukte und andere Gifte zu binden und entgiftet somit auf zweifache Weise. Zudem werden vermutlich die Speicheldrüsen in ihrer Tätigkeit angeregt, was ebenfalls zu einer verstärkten Reinigung des Mundraumes beiträgt.

2. Morgens im Bad: Nasendusche

Frau macht eine NasenduscheDie Nasenspülung mit Salzwasser dient der mechanischen Reinigung der Nasengänge von Verkrustungen, Pollen, Staub und Schadstoffen, die die Gesundheit belasten, zu Erkältungen führen und natürlich insbesondere Allergikern zu schaffen machen. Daneben wird die Durchblutung in der Nasenschleimhaut angeregt, das Salz wirkt desinfizierend.

Die Salzlösung, mit der die Nase gespült wird, sollte isotonisch (0,9 Prozent) sein, d. h. weder über noch unter der im menschlichen Organismus vorherrschenden Konzentration sein. Eine derartige Konzentration ist optimal, da sie weder die Nasenschleimhaut austrocknet (wie bei einer zu hohen Konzentration) noch zu einem Anschwellen der Nasenschleimhäute führt (wie bei einer zu niedrigen Konzentration). Empfohlen wird eine lauwarme Wassertemperatur.

Man kann sich das Salzwasser selbst mischen: eine kleine Messerspitze Salz auf einen EL Wasser oder 1/3 TL Salz auf 1/4 Liter Wasser geben. Diese Konzentration eignet sich für größere Kinder und Erwachsen.

Und so geht's: Aus der hohlen Hand oder einem Becher das Salzwasser durch die Nasenlöcher »hochziehen«. Wichtig ist dabei, die Zunge nach oben an den Gaumen anzulegen, weil damit verhindert wird, dass das Salzwasser hinten in den Rachen läuft.

Angenehm und praktisch in der Handhabung ist eine Nasendusche, die z. B. in Kombination mit Portionsbeuteln Emser Salz angeboten wird. Das Emser Salz enthält über 20 Mineralstoffe und Spurenelemente und ist somit dem Kochsalz oder Meersalz vorzuziehen.

3. Beim Frühstück: Sanddornsaft, Leinöl oder Lebertran

Ein Glas mit SanddornsaftSanddorn enthält außerordentlich viel Vitamin C. Vitamin C (Ascorbinsäure) ist für die Herstellung des Kollagens, einer wesentlichen Substanz für Gewebe, Haut, Knochen, Bänder und die elastischen Strukturen des Bindegewebes erforderlich. Es ist für eine gute Wundheilung wichtig und stärkt die Abwehrkräfte des Organismus gegen Infektionen.

Zudem ist Vitamin C ein wichtiger Radikalfänger. Freie Radikale sind chemisch aggressive Stoffe, die in unserem Organismus entstehen oder von außen auf den menschlichen Organismus einwirken und Zellstrukturen angreifen und zerstören. Ihre Entstehung wird z. B. durch Alkohol, Rauchen, radioaktive und UV‐Strahlung, ihre Beseitigung durch Radikalfänger wie das Vitamin C begünstigt. Sanddorn ist in verschiedenen Formen in gut sortierten Drogeriemärkten erhältlich. Der Muttersaft ist sauer, kann jedoch gut mit einem Löffel Honig kombiniert werden. Daneben gibt es bereits mit Honig gesüßte Fruchtsoßen, die sich sehr gut für Desserts, z. B. mit Joghurt und Walnüssen, eignen.

Lebertran ist in der Volksmedizin ein Infektschutz mit langer Tradition. Lebertran ist ein aus Fischleber, insbesondere von Dorsch oder Kabeljau, gewonnenes Öl. Es enthält mehrfach ungesättigte Omega‐3‐Fettsäuren, die Vitamine A und D. Vitamin A ist wichtig für die Augen, Vitamin D für die Knochen. Daher wurde Lebertran in der traditionellen Heilkunde auch bevorzugt zur Vorbeugung von Rachitis (Knochenerweichung) eingesetzt.

Omega‐3‐Fettsäuren haben einen günstigen Einfluss auf die Blutfette. Zusätzlich zeigen Omega‐3‐Fettsäuren leicht blutdrucksenkende,  gefäßerweiternde, antientzündliche und immunmodulierende Eigenschaften. Damit eignet sich Lebertran auch zur Vorbeugung von Herzerkrankungen. 

Heute wird Lebertran in Form von geruchs‐ und geschmacksneutralen Kapseln angeboten. Wer Lebertran einnehmen möchte, sollte dies zur Infektprophylaxe in allen Monaten mit einem »R« tun, also von September bis April. Die Dosierung der Kapseln erfolgt nach dem Beipackzettel. Fischöle sind eine sehr gute Quelle für Omega‐3‐Fettsäuren. Nicht unerwähnt bleiben sollten aber Gründe, die gegen die Aufnahme von Fischölen sprechen. Dies sind in erster Linie der Tierschutz und die Überfischung der Meere, in zweiter Linie die mögliche Belastung von fettem Seefisch mit Schwermetallen und Umweltgiften. Eine sehr gute Alternative sind daher pflanzliche Öle aus Meeresalgen, die es von verschiedenen Anbietern gibt.

Die Einnahme von Lebertrankapseln sollte in jedem Fall mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden. Nicht eingenommen werden sollten die Kapseln u. a.

  • bei Nierenfunktionsstörungen
  • bei einem erhöhten Kalziumspiegel im Blut
  • bei gleichzeitiger Einnahme von Vitamin D‐haltigen Arzneimitteln
  • bei vorhandenen Nierensteinen
  • in der Schwangerschaft
  • bei bereits fortgeschrittene Herzerkrankungen

Fläschchen mit Leinöl neben einer Schale mit LeinsamenEin hochwertiges und gesundes Öl ist das Leinöl. Dieses ist besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die nicht nur die Abwehr unterstützen, sondern zudem günstig auf die Hormonproduktion, auf Entgiftung, Zellstoffwechsel, Gelenke und Haut wirken .

Alternativ zum Lebertran kann man täglich 1 TL Leinöl einnehmen, am besten zum Frühstück ins Müsli oder separat. Ein beliebtes Rezept sind Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl – in Zeiten erhöhter Infektanfälligkeit sehr zu empfehlen. Leinöl kann einen ausgeprägten Eigengeschmack annehmen. Frisches, hochwertiges Leinöl ist im Geschmack allerdings relativ neutral bis bitter‐nussig.

4. Als Zwischenmahlzeit am Vormittag: Äpfel oder anderes Obst

Am Vormittag eine kleine Zwischenmahlzeit einzulegen, ist sinnvoll, damit der Blutzuckerspiegel nicht in den Keller sackt. Auch hier kann es zur lieben Gewohnheit werden, ein Stück Obst zu essen, am einfachsten einen Apfel. Wichtig dabei: Der Apfel sollte aus biologischem Anbau kommen und nicht gespritzt sein oder sehr gut gewaschen, aber nicht geschält werden. Denn die wichtigsten Inhaltsstoffe sitzen in und unter der Schale.

Ein Apfel enthält insgesamt circa 20 Vitamine und Mineralstoffe, daneben für die Verdauung wichtige Ballaststoffe (pro Apfel ca. 4 g), davon in etwa zu einem Drittel den Quellstoff Pektin. Ballaststoffe werden unverdaut wieder ausgeschieden. Sie vergrößern den Darminhalt. Dadurch wird die reflexartig funktionierende Weiterbewegung des Darminhaltes durch die Darmmuskulatur angeregt und damit die Verdauung angekurbelt – ganz ohne Abführmittel.

5. Über den Tag verteilt: Ingwertee

Tasse mit Ingwertee, daneben liegen Zitronen und IngwerDie Ingwerwurzel enthält Scharfstoffe und ätherisches Öl. Diese Inhaltsstoffe wirken anregend auf die Verdauung und auf die Abwehrkräfte. In der chinesischen Medizin gilt der Ingwer vor allem als eine erwärmende Pflanze, die kältebedingten Erkrankungen entgegenwirkt. Zudem wird der Ingwer dem Metallelement zugeordnet. Zum Metallelement (Lungen‐ und Dickdarmmeridian) gehören die Atemwege und die Verdauung sowie die Haut als Schutzorgan. Ingwer ist also gut geeignet, um in der kalten Jahreszeit innerlich zu wärmen und das Immunsystem gegen Infekte der Atemwege zu stärken. Für die tägliche Abwehrstärkung ist Ingwertee geeignet, bei drohendem Infekt wird höher dosiert.

Es ist auch empfehlenswert, verstärkt mit Ingwer zu kochen, wobei sich Ingwer sehr gut mit Knoblauch ergänzt. Ingwerkonfekt, insbesondere in Kombination mit Bitterschokolade, ist gerade im Winter eine gesunde Süßigkeit. Noch einfacher ist es, immer wieder gefriergetrocknete Ingwerstückchen zu kauen.

Ingwertee bei drohendem Infekt

Ein etwa daumengroßes Stück frische Ingwerwurzel schälen und auf einer feinen Reibe raspeln. Mit einem Liter kochendem Wasser übergießen, zugedeckt ca. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, mit Honig süßen.

Kindern schmeckt das Rezept besser, wenn es nicht ganz so scharf ist. Deshalb Ingwerwurzel nicht reiben, sondern in dünne Scheiben schneiden, aufbrühen, etwas kürzer ziehen lassen, leicht abkühlen lassen, dann den Saft von zwei Zitronen zugeben und mit Honig süßen.

Ingwertee schmeckt auch sehr gut mit Limettensaft. Wer unterstützend noch die Wirkung von Heilpflanzen nutzen möchte, kann auch 1 TL Melissenblätter mit in den Tee geben. Die Kombination mit Holunderblütensirup regt den Hautstoffwechsel zusätzlich an.

6. Mittags: ein kurzer Mittagsschlaf

Wenn möglich, sollte auch an eine Mittagspause oder gar einen kurzen Mittagsschlaf gedacht werden – eine halbe Stunde ist wunderbar, manche kommen auch mit einem kurzen Nickerchen von 10–15 Minuten aus, einem sogenannten »Power Nap«, und fühlen sich danach rundum erfrischt.

Wir wissen heute, dass jeder Mensch einen »Biorhythmus« hat, d. h. einen täglichen Rhythmus von leistungsstarken und leistungsschwachen Zeiten. Es gibt zwar unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Leistungskurven; generell kann man jedoch sagen, dass im normalen Arbeitsalltag der frühe Vormittag eine besonders leistungsstarke Zeit ist. In der Mittagszeit kommt es zu einem Leistungsabfall, insbesondere, wenn es um diese Uhrzeit eine warme Mahlzeit gibt. Wer sich in dieser Zeit ausruht, erweist seiner Gesundheit einen großen Dienst.

7. Abends: ein warmes Fußbad oder eine Fußmassage

Jemand nimmt ein FüßbadAbends ist als tägliche Routine ein warmes Fußbad genau das Richtige, um innerlich abzuschalten und dem Körper noch einmal durch die warmen Füße die notwendige Bettschwere zu geben. Ein warmes Fußbad mit körperwarmem Wasser und etwa 10–15 Minuten Dauer beugt einer Erkältung vor und hilft bei Erschöpfung. Geeignete Badezusätze sind Meersalz oder Natron. Beide Zusätze wirken hautausleitend und entsäuernd. Ein Schuss Apfelessig hat eine erfrischende Wirkung. Vorsicht mit zu warmem Wasser bei Krampfaderleiden und Nervenschäden an den Beinen (Polyneuropathie, z. B. bei Diabetes), 30 °C sind hier genug!

 

Auch eine abendliche kurze Massage des Fußes und der gesamten Fußsohle kann die Organfunktionen unterstützen. An den Fußsohlen befinden sich Zonen, sogenannte Reflexzonen, die in Verbindung zu Körperregionen und Organen stehen. Möchte man gezielt ein bestimmtes Organ stärken, so wird bevorzugt die entsprechende Region massiert. Im Fall von Atemwegsinfekten wäre dies der Vorderfuß mit den Zehen, da sich hier die Reflexzonen für die Lunge und die Nasennebenhöhlen befinden.

Der Nierenbereich ist nicht nur interessant für die Behandlung bei akuten Harnwegsinfekten. Nach der chinesischen Medizin steht die Niere für die elementare Lebensenergie. Die Nierenenergie ist geschwächt, wenn wir erschöpft oder ängstlich sind und ständig frösteln. Vor diesem Hintergrund bietet sich eine Massage des entsprechenden Areals auch bei allgemeiner Erschöpfung an. Eine sanfte Massage der Füße und Fußsohlen kann auch von Anfängern durchgeführt werden. Für eine bewusste Behandlung der Reflexzonen ist es jedoch sinnvoll, die Grifftechnik und ‐stärke (nicht übertreiben!) unter Anleitung zu lernen. Man kann – und sollte – auch eine*n professionell ausgebildete*n Therapeut*in aufsuchen.

Text: Michael Elies und Annette Kerckhoff
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (ar)

Der Text folgt zu weiten Teilen einem Kapitel aus:

Buchcover von »Grippe und Infekte«»Was tun bei … Grippe und Infekte«

Michael Elies und Annette Kerckhoff

KVC Verlag 2019

108 Seiten, 6,90 Euro

 

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