Organe

So funktioniert die Schilddrüse

Die Schilddrüse sitzt unterhalb des Kehlkopfes und steuert den Energiestoffwechsel. BIO erklärt das faszinierende Organ und hat Tipps zur Prävention von Prof. Dr. Nadine Berling.

22.05.2023

So funktioniert die Schilddrüse | Schilddrüse Interview Hashimoto Jod organe

Kleine Größe, große Wirkung: Die Schilddrüse spielt eine immens große Rolle für unseren Körper. Ein Drittel der Deutschen leidet an einer Über- oder Unterfunktion des sogenannten Schmetterlingsorgans. BIO erklärt Ihnen,

Funktion der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ unterhalb des Kehlkopfes mit einer besonders hohen Innenansicht eines menschlichen Körpers, Kehlkopf mit SchilddrüseVerantwortung. Sie produziert Hormone, die im gesamten menschlichen Körper eingesetzt werden und eine Vielzahl von Körperfunktionen mitbestimmen. Dabei haben die Hormone an unterschiedlichen Orten ganz verschiedene Wirkungen.

Schilddrüsenhormone beeinflussen:

  • die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems
  • die Fettverbrennung und die Verdauung
  • die Insulinproduktion
  • die Körpertemperatur
  • die Libido
  • Gehirnaktivität und Psyche
  • Muskelstoffwechsel und Muskelkraft
  • Wachstum und Reifung von Ungeborenen im Mutterleib und von Kindern

Text: Die Schilddrüse spielt überall da eine Rolle, wo es um die Energieverteilung im Körper geht.

Die Balance der Hormone

Die kleinsten Dysbalancen der Schilddrüse haben große Auswirkungen auf das gesamte körperliche und psychische Befinden.

Gut zu wissen: Die wichtigsten Schilddrüsenhormone heißen Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3).

Diese können wiederum nur gebildet werden, wenn der Körper genügend Jod zur Verfügung hat. Werden zu viele oder zu wenig Hormone ausgeschüttet, kommt es zu einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.

Hashimoto – rätselhafte Autoimmunerkrankung

Nahrungsmittel, die viel Jod erhalten wie z.B. Salz und EierMan könnte meinen, dass die Einnahme von genügend Jod die Lösung für die Probleme mit der Schilddrüse sein müsste. Allerdings steht eine erhöhte Jodzufuhr wiederum im Verdacht, an einer weiteren Art der Schilddrüsenfunktionsstörung beteiligt zu sein, der Hashimoto-Thyreoiditis, kurz Hashimoto. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der sich Antikörper gegen die Schilddrüse bilden und diese langsam, aber sicher zerstören.

Neben der Hypothese mit der Jodüberdosierung gelten auch bestimmte Viren, zum Beispiel das Epstein-Barr-Virus, verschiedene Umweltfaktoren, Vitamin-Mangel oder Stress als mögliche Auslöser. Bewiesen ist auf diesem Feld bisher sehr wenig. Hashimoto ist jedoch auf dem Vormarsch und wird immer häufiger diagnostiziert.

Typische Symptome einer Über- und Unterfunktion der Schilddrüse

Nicht alle der zahlreichen Symptome der Über- und Unterfunktion treten gleichzeitig auf. Häufig schleichen sie sich langsam ein und verstärken sich nach und nach.

Symptome der Schilddrüsenüberfunktion:

  • Unruhe, Nervosität
  • Reizbarkeit
  • Heißhunger
  • Haarausfall
  • Gewichtsabnahme
  • Stimmungsschwankungen
  • Schlafstörungen
  • Wärmeempfindlichkeit
  • Durchfall, manchmal Erbrechen
  • Herzrasen, Herzklopfen
  • vermehrtes Schwitzen

Symptome der Schilddrüsenunterfunktion:

  • Müdigkeit, schnelle Erschöpfung
  • depressive Verstimmungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Kälteempfindlichkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Verstopfung
  • Verlangsamung des Herzschlags
  • Kühle, trockene Haut
  • Haarausfall
  • Gewichtszunahme

So behandelt man eine erkrankte Schilddrüse

Frau tastet ihren Hals an der Stelle ab, an der die Schilddrüse sitztAbhängig davon, welche Dysfunktion der Schilddrüse vorliegt, unterscheiden sich die Therapien. Die gute Nachricht ist: Generell können die meisten Probleme mit der Schilddrüse inzwischen erfolgreich behandelt werden.

Patient*innen mit einer Schilddrüsenunterfunktion können zum Beispiel Tabletten mit einem synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormon, dem L-Thyroxin, helfen. Die Schilddrüsenüberfunktion wird in der Regel mit Thyreostatika behandelt, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen hemmen. Reicht dies nicht aus, können weitere Behandlungsformen wie die Radiojodtherapie oder ein operativer Eingriff vorgenommen werden.

Gibt es alternative Behandlungsmethoden für eine Schilddrüsenerkrankung?

Für viele Patient*innen ist die Vorstellung, ein Leben lang Tabletten schlucken zu müssen, um ihren Hormonhaushalt im Griff zu behalten, unbefriedigend und birgt auch einen gewissen Stressfaktor: Was passiert, wenn man die Medikamente mal vergisst oder verliert, zum Beispiel im Urlaub?

Mittlerweile gibt es auch viele alternative Methoden aus der Naturheilkunde, die Patient*innen unterstützen können:

  • Akkupunktur
  • Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel
  • Yoga, Qigong und Meditation
  • Progressive Muskelentspannung
  • Darmsanierung

Ob und wie diese Methoden jedoch den Einsatz von Medikamenten ersetzen können, bleibt fraglich, und hinterlässt bei Betroffenen Unsicherheiten. Wie unsere Autorin Nadine Binias » mit ihrer Schilddrüsenunterfunktion umgeht, erfahren Sie in BIO 4|21».

Unsere Expertin Prof. Dr. Nadine Berling im Interview

Porträt von Prof. Dr. Nadine BerlingProf. Dr. Nadine Berling » beschäftigt sich beruflich seit über 20 Jahren mit Heilpflanzen und Ernährung. Ihre Dissertation verfasste die Phytopharmazeutin über Heilpflanzen in der Tibetischen Medizin. Heute ist sie hauptberuflich Autorin und lehrt an der Apollon Hochschule Bremen Ernährungswissenschaften.

Im Interview mit BIO gibt sie Tipps zur Vorbeugung von Schilddrüsenerkrankungen und erklärt, welche Nahrungsergänzungsmittel die Schilddrüse unterstützen können.

 

BIO: Gibt es die Möglichkeit, eine »schlafende« Schilddrüse aufzuwecken und so langfristig von Ersatzhormonen weg zu kommen?

Prof. Dr. Nadine Berling: Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist eine Heilung der Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion (noch) nicht möglich. Wenn der Unterfunktion jedoch ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen zugrunde liegt und dieser sukzessiv behoben wird, dann ist eine Besserung der Schilddrüsenwerte denkbar und eine Reduktion des Ersatzhormons Levothyroxin möglich.

BIO: Sind Nahrungsergänzungsmittel daher sinnvoll für Schilddrüsenpatient*innen?

Prof. Dr. Nadine Berling: Nicht in jedem Fall. Besteht zum Beispiel ein Mangel an Jod, Selen, Vitamin B12 oder Vitamin D, sollte dieser ausgeglichen werden, da diese Mikronährstoffe für die normale Schilddrüsenfunktion gebraucht werden. Gibt es zudem den Verdacht, dass das Ersatzhormon Levothyroxin (L-Thyroxin), das bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird, nicht richtig wirkt, kann eine Vitamin-C-Ergänzung möglicherweise helfen. Ein Blutbild verschafft Klarheit darüber, wie es mit der Nährstoffversorgung aussieht. Die Einnahme sollte aber nur nach ärztlicher Absprache erfolgen.

BIO: Kann man Schilddrüsenerkrankungen vorbeugen?

Prof. Dr. Nadine Berling: Das hängt von der Art der Schilddrüsenerkrankung ab. Zur Vorbeugung eines Jodmangelkropfes und einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Verzehr von ausreichenden Mengen jodhaltigen Lebensmitteln, wie Seefisch, die wichtigste Präventivmaßnahme. Auch die Verwendung von Jodsalz trägt zur Vorbeugung bei. Seit einigen Jahren gibt es zudem Hinweise dafür, dass eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung hilft, Hashimoto-Thyreoiditis vorzubeugen. Schilddrüsenerkrankungen wie der Morbus Basedow brechen oft in stressreichen Lebensphasen aus, zum Beispiel nach einer Trennung. Inwieweit sich der Ausbruch der Krankheit durch Entspannungstraining und innere Ruhe verhindern lässt, ist aber schwer zu sagen.

BIO: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und Schilddrüsenerkrankungen?

Prof. Dr. Nadine Berling: Umweltgifte stehen neben Stress und Nikotinabusus (schädlicher Konsum von Tabakprodukten, Anm. d. Red.) im Verdacht, Schilddrüsenerkrankungen zu begünstigen. Sie kommen also als Begleitfaktor – etwa neben erblicher Veranlagung – in Betracht.

BIO: Warum wendet sich der Körper manchmal gegen eigene Organe, wie das bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist?

Prof. Dr. Nadine Berling: Die Ursachen von Autoimmunerkrankungen sind noch nicht vollständig geklärt. Eine genetische Disposition (familiäre Veranlagung) und Einflussfaktoren wie Infekte, Giftstoffe und Dauerstress können unter bestimmten Voraussetzungen das Immunsystem fehlleiten und die Entstehung von Autoimmunerkrankungen begünstigen.

Text und Interview: Nadine Binias
Bearbeitung durch die Onlineredaktion (ar)

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